Umgang mit Demenz

Ein wichtiger und hilfreicher Ansatz im Umgang mit Demenz ist das Konzept der Validation in der Variante der ‚Integrativen Validation’. (nach Naomi Feil et. al.)

Der zugrundeliegende Gedanke ist ebenso einfach wie überzeugend.

Akzeptieren wir (die unmittelbar betroffenen Familienangehörigen, die Pfleger/innen, die Pflegeeinrichtungen – eben die Gesellschaft) demente Menschen so wie sie sind, ergibt sich eine andere Sichtweise auf ihre Verhaltensweisen und die Gestaltung ihrer Lebenswirklichkeit.

Demente Menschen haben weiterhin differenzierte Gefühle. Mit abnehmender kognitiver Leistungsfähigkeit verliert sich jedoch die Fähigkeit, diese Gefühle angemessen zu äußern und anderen mitzuteilen.

Folgt man dieser Argumentation, liegt es an dem Anderen (also der Familie, den Betreuern), dies zu verstehen und zu respektieren.

Aus diesem Perspektivwechsel heraus ist ein wertschätzender und einfühlsamer Umgang mit demenziell erkrankten Menschen möglich.

Er verbessert die Chancen miteinander zu kommunizieren: mit Worten, Gesten, Blickkontakt und Berührungen.

Die Validationsziele sind weitreichend:

  • das Selbstwertgefühl wiederherzustellen (das durch die Krankheit leidet)
  • Stress und Ängste zu verringern
  • die verbale und nonverbale Kommunikation zu verbessern
  • das Gehvermögen und das körperliche Wohlbefin-den zu verbessern
  • das gelebte Leben zu bestätigen
  • unausgetragene Konflikte aus der Vergangenheit lösbar zu machen
  • den Rückzug in das Vegetieren zu verhindern
  • den Einsatz von Medikamenten (Psychopharmaka) zu verringern.

Das Konzept konzentriert sich im Gegensatz zu anderen Betreuungs- oder Therapieformen (wie dem Realitäts-Orientierungs-Training) nicht darauf, verlorengegangene oder sehr stark eingeschränkte Fähigkeiten von dementen Menschen erneut zu trainieren. Hier führt Misserfolg zu noch mehr Ohnmachtsgefühlen und Hilflosigkeit bei den betreuten Personen.

Ein sehr wichtiger Aspekt ist die Kommunikation. Sie erfolgt grundsätzlich auf drei Ebenen: verbal (Sprache), nonverbal (Körpersprache) und paraverbal (Betonung).

Menschen, die mit Demenzkranken zusammenleben oder mit ihnen arbeiten sollten in diesen Punkten geschult sein oder werden, damit ihre Kommunikation zwischen diesen drei Ebenen keine Diskrepanz aufweist – dies könnte die Verwirrung des dementen Menschen verstärken.

Im Validations-Ansatz werden die Gefühlsmomente, die sich hinter Äußerungen oder Verhaltensweisen einer dementen Person befinden, richtig eingeordnet. Hierzu sind Biographiewissen und Kenntnisse von Symbolen wichtig. Sie sind zugleich Voraussetzung für eine dementengerechte Kommunikationsweise durch die Alltagsbetreuer/innen.

Das Wissen über die Biographie, die Lebensgeschichte eines Menschen, ist von unschätzbarem Wert im Zusammenleben mit dementen Menschen. Denn die eigene Lebensgeschichte gewinnt für Menschen mit Demenz eine immer größer werdende Bedeutung.

Die Biographie ist oftmals der Ausgangspunkt für Handlungen, die auf nicht mehr geäußerten Gedanken beruhen. Oder sie ist das Zentrum, um das Gespräche kreisen. Das Verständnis für die Lebensgeschichte des demenziell Erkrankten ist für die Personen, die in der Wohngemeinschaft die alltägliche Hilfen anbieten (Präsenzkräfte), deshalb handlungsleitend.

Im weiteren Sinne ist dies auch für die Angehörigen ein Weg, um wieder – oder auch erstmals – emotionalen Zugang zu dem dementen Familienmitglied zu finden.

Die Betrachtung der Einzigartigkeit des eigenen Lebens kann in einer Situation, in der das Leben durch den nahen Tod bedroht wird, zur Erhaltung der Identität beitragen. Besonders zur Herstellung von Lebenssinn und Zufriedenheit kann eine biographische Sichtweise sehr viel beitragen.